Kosmos ehrenamtlicher Vorstand


Yves Tamborini
Yves Tamborini

Als Vizepräsident unseres Golfclubs e.V. habe ich mich mir bereits vor meinem Amtsantritt Gedanken gemacht, die jetzt weitergeführt werden. Ehrenamtliche Vorstände haben es von Haus aus nicht leicht. Wenn man aber auf einige Punkte achtet, ist es in einem Verein gar nicht mehr so schwer, dieses Ehrenamt auszuüben.

 

Einer der wichtigsten Punkte ist die Kommunikation nach innen und außen. Angehörige von Vorständen sind, wie auch die Mitglieder Menschen mit Emotionen, Prinzipien und unterschiedlichen Erfahrungen. Der Teamgedanke ist dabei ein ganz wichtiger. Ein ehrenamtlicher Vorstand tut gut daran, sich auch in der Kommunikation nach außen als Team zu präsentieren. Ich halte es auch für wichtig, dass der Teamgedanke quer durch den Vorstand verinnerlicht wird. Dies bedeutet, dass kein Mitglied des Vorstandes nur aufgrund seines Postens mehr Stimmgewicht hat, als die anderen. Es ist für mich wichtig, Kräfte zu bündeln und für die für die tägliche Arbeit dringend benötigt wird.

 

Echte Akzeptanz der Mitglieder ist schon immer mein Ziel gewesen. Für mich und meine Einstellung ist es wichtig, dass ich nicht nur der Vizepräsident des Drittels oder Viertels der Mitglieder bin, die mich in der Jahreshauptversammlung gewählt haben. Nein, ich bin der Vizepräsident des Golfclubs und aller seiner Mitglieder. Die Akzeptanz versuche ich durch solide und nachvollziehbare Arbeit innerhalb des Vorstandes zu erreichen. Nach außen ist es eine meiner Aufgaben, mich sehr viel mit Mitgliedern auszutauschen, den Mitgliedern zuzuhören und die Anliegen zunächst einmal ernst zu nehmen.

 

Jedes Mitglied ist verschieden und hat andere Ansatzpunkte oder Vorstellungen. Auch an die Arbeit des Vorstandes. Ich halte es für einen Teil meiner Arbeit, Gespräche zu führen, Ideen aufzunehmen oder auch Überzeugungsarbeit zu leisten. Gerade dieses ist ein wichtiger Punkt. Wenn sich ein Mitglied mit seinem Anliegen nicht ernst genommen fühlt, habe ich als gewähltes Vorstandsmitglied etwas falsch gemacht. Transparenz für Entscheidungen und die tägliche Arbeit halte ich für enorm wichtig – das gilt vor allem für unpopuläre Entscheidungen, die aber aus wirtschaftlichen Gründen notwendig sind.

 

Die soeben angesprochene Transparenz ist auch für ein gesundes Vereinsleben sehr wichtig. Die Mitglieder müssen mitgenommen werden, so dass Sie Entscheidungen verstehen und mit tragen. Die Tagesarbeit ist dabei eingespielt und weniger ein Problem. Schwieriger wird es, wenn notwendige Entwicklungsarbeit transparent verkauft werden muss. In heutigen Zeiten muss sich gerade der ehrenamtliche Vorstand auch zum Wohle des Golfclubs mit dem Thema Entwicklung beschäftigen. Vielen Clubs fehlt eine klare Strategie für die Zukunft. Der schwindende Golfmarkt wirkt sich verunsichernd aus und jeder Club ist gefordert eine eigene Vision für das Wirken und Handeln zu entwickeln. Die Mitglieder sollten spüren und verstehen, dass sich der Vorstand als Team den schwierigen Aufgaben in der Zukunft stellt. Dass ehrenamtliche Vorstände hier sehr oft noch berufstätig sind, muss nicht separat erwähnt werden.

 

Dieser Punkt ist in meinen Augen auch ein entscheidender für die Zusammensetzung des Vorstandes. Es bieten sich häufig Mitglieder an, die aufgrund Ihres Ruhestandes mehr Zeit mitbringen, als die Mitglieder, die noch im Berufsleben stehen. Dies ist zunächst einmal grundsätzlich eine wunderbare Sache, die jedoch so einige Tücken beinhaltet. Neben der dringend notwendigen Lebens- und Berufserfahrung halte ich persönlich auch weitere Qualitäten im Rahmen moderner Vorstandsarbeit für sehr wichtig. Dazu gehören zum Beispiel Erfahrungen in den Bereichen Finanzen, Marketing und im speziellen dem Golfbusiness. Zu bevorzugen ist aus meiner Sicht eine durchaus ausgewogene Mischung in den Vorstandsreihen aus Menschen mit dieser Erfahrung und Menschen mit Stärken auf anderen, notwendigen Gebieten.

 

Ich möchte noch einmal speziell auf die Jahreshauptversammlungen eingehen. Hier sollte es sich ein Vorstand in meinen Augen zum Ziel setzen, möglichst viele, nach der Satzung berechtigte, Mitglieder für eine Versammlung gewinnen zu können. Es ist unmöglich, alle Mitglieder für die „JHV“ gewinnen zu können, aber je transparenter und offener Vereinspolitik betrieben wird, desto mehr sind die Personen zugegen, die die berühmte „Mitte“  bilden. Leider ist es oftmals so, dass die „jüngeren“ Mitglieder in der Unterzahl sind. Sie für eine interessante Vereinspolitik zu interessieren, ist auch ein wichtiger Aspekt für gesunde Nachwuchsförderung für den ehrenamtlichen Vorstand. Wenn es heute immer schwerer wird, geeignete Nachbesetzungen für einen Vorstand zu gewinnen, ist es Aufgabe des Vorstandes entsprechend vorzuleben und Werbung zu betreiben. Allerdings ist es auch sehr hilfreich, wenn die Mehrheit der Mitglieder das Wohl des Clubs in den Vordergrund stellt und nicht seine eigenen Interessen. Die Wahl eines Vorstands bestimmt die zukünftige Entwicklung des Clubs und sollte daher nicht aus dem Bauch heraus geschehen.

 

Einer der wichtigsten Punkte kommt nunmehr zum Ende. Für ein gesundes Vereinsleben ist eine Vereinsphilosophie, die gerade durch den Vorstand vorbildlich vorgelebt wird. Gerade der wichtige Punkt der Willkommenskultur sollte stetig nach außen und innen praktiziert werden. Nach außen, damit Interessenten und Gäste das gewünscht positive Bild des Golfclubs aufnehmen. Nach innen, damit diese Kultur für Mitglieder verständlich wird und möglichst jedes einzelne Mitglied diese Willkommenskultur für den Golfclub lebt. Im Golf-Club Peine-Edemissen veranstalten wir jedes Jahr speziell für die Neumitglieder ein Willkommensfrühstück. Dabei stellen wir alle Funktionen, Trainer und Spielgruppen des Clubs vor. Das führt zu mehr Miteinander und Anknüpfungspunkte.

 

Freedrop: Mit den richtigen Überlegungen lassen sich Tages- und Entwicklungsgeschäft eines ehrenamtlichen Vorstandes gut lösen. Stellen Sie sich Vorstandsintern die Frage, ob und wie genau Ihre Arbeit noch zu verbessern ist. Seien Sie offen für Vorschläge und Anregungen für ein gutes Vereinsleben in Ihrem Golfclub. Setzen Sie jetzt die richtigen Zeichen für eine erfolgreiche Zukunft. Stillstand bedeutet Rückschritt; dieser Gefahr dürfen wir uns nicht leichtfertig aussetzen.

 

 

Yves Tamborini, Vorstand GC Peine-Edemissen, Dipl. Golfbetriebsmanager und Experte für Customer Experience, hallo@golf-beratung.de