Schließung von Golfanlagen - Warum eine Marktbereinigung auf Dauer mehr Neugolfer bringen kann.


Man nehme eine Region in Deutschland, in der ein Überangebot an Golfanlagen besteht. Zwei Drittel der Anlagen arbeiten nicht wirtschaftlich und dies trotz oder gerade wegen sinkender Preise. Während im produzierenden Gewerbe in einer vergleichbaren Situation Unternehmen schließen, ist dies im Betrieb von Golfanlagen bisher kaum denkbar. Es wurde und wird in Deutschland aber selbst nach der Insolvenz einer Golfanlage immer wieder ein neuer Betreiber gefunden, um eine Golfanlage weiterzuführen, getreu dem Motto „Man kann doch keinen Golfplatz zurückbauen!“, meist mit dem gleichen negativen Ergebnis wie vorher (Ausnahmen bestätigen die Regel).

 

Nun gibt es aber auch Beispiele, bei denen ein anderer Weg eingeschlagen wird. In der oben beschriebenen Region schert ein Betreiber aus, stellt kurzfristig den Spielbetrieb ein und schließt die Anlage dauerhaft.  Zwar gibt es zunächst auch hier die übliche reflexartige Reaktion und es wird versucht durch eine Gruppe von Privatleuten, die Anlage in einer neuen Gesellschaft weiterzuführen – vergeblich. Die Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten. In den sozialen Netzwerken ist von „Missmanagement“ über „ich würde mal gerne in die Bücher schauen“, „wer nicht hören will muss fühlen“ und „total unnötig“ so ziemlich alles an Unqualifiziertem dabei, dass man sich so vorstellen kann. Gleichzeitig wird die Golfapokalypse heraufbeschworen „jetzt geht das Golfplatzsterben los“ und „das wird nicht die letzte Anlage gewesen sein“. Daraus leitet sich aber eine entscheidende Frage ab und zwar:

 

Ist die dauerhafte Schließung von Golfanlagen wirklich so schlimm?

 

Versteht mich nicht falsch, ich finde es sehr schade, wenn Golfplätze schließen müssen, aber es bietet für die verbleibenden Golfanlagen auch viele Möglichkeiten. Primär möchte man die „Heimatlosen“ für sich gewinnen, aber wie? Der größte Fehler wäre es über den Preis zu gehen, in diesem Fall mit einer vergünstigten Schnuppermitgliedschaft, da wir es ja mit Golfspielern zu tun haben, die bereit sind einen vollen Beitrag zu bezahlen. Gleichzeitig verschiebt sich in so einem Fall das Verhältnis von Angebot und Nachfrage hin zum Verkäufermarkt und das sollte auf keinen Fall sinkende Preise zur Folge haben. Vielmehr ist es wichtig sich mit den Meinungsmachern der unterschiedlichen sozialen Gruppen an einen Tisch zu setzen, um die Wünsche und Bedürfnisse der „Heimatlosen“ zu kennen. Schafft man es einen Großteil davon zu erfüllen und vor allem mit den Bedürfnissen der Bestandsmitglieder zu kombinieren, kann eine Aufbruchstimmung entstehen, wie man sie sonst nur von Anlagen in der Entstehung kennt.

 

Die zusätzlichen Synergieeffekte liegen auf der Hand. Zu den deutlichen Mehreinnahmen von im Bestfall 200 – 300 neuen Mitgliedern, kommen steigende Umsätze in allen anderen Wirtschaftsbereichen der Golfanlage hinzu. Zusätzlich wird der Turnierbetrieb, der Mannschaftsbereich und der Jugendbereich deutlich aktiviert. Und auch für die Neugolferakquise ergeben sich viele zusätzliche Möglichkeiten. Vor allem auf der emotionalen Ebene ist vieles leichter, so ist doch eine Golfanlage auf der etwas los ist deutlich werbewirksamer, als eine die ausgestorben ist. Oder sagen wir es einmal so: Wenn ich noch nie Sushi gegessen habe, ist die Chance dass es mir gefällt höher, wenn ich zwei ausgelastete Restaurants mit guter Qualität zur Auswahl habe, als wenn ich drei zur Auswahl habe in denen nur zwei Tische besetzt sind und die Qualität mittelmäßig ist.

 

Freedrop: Sollte es also in den nächsten Jahren wirklich zu dauerhaften Schließungen von Golfanlagen kommen, ist es wichtig, dass die verbleibenden Anlagen vorbereitet sind. Aktive persönliche Ansprache der „Heimatlosen“, eine Preisgestaltung, die eine bessere Wirtschaftlichkeit verspricht und die Nutzung der Mehreinnahmen für den Abbau von Investitionsstau und zur Akquise von Neugolfern – dann sollte das vermeintliche Worst-Case-Scenario Golfplatzschließung sogar zur Stärkung des Golfmarktes führen.

 

Christoph Seffrin, Fully Qualified Professional + Golfbetriebsmanager, Wallenhorst, Kontakt: christoph.seffrin@gmx.net