Das optimale Trainingsgelände

Mit realistischen Spielsituationen macht Training Spaß!


Artikel und pics: Christian Althaus


Die Trainingsmöglichkeiten auf einer Golfanlage werden häufig stiefmütterlich, manchmal sogar lieblos behandelt. Das gilt für die Driving-Range mit Abschlagshütte und ein paar Entfernungsschildern in der Landezone ebenso wie fürs einfache Übungsgrün mit Bunker. Dabei ist das Übungsgelände häufig der erste Eindruck einer Anlage und sollte Lust auf „Mehr“ machen.

 

Im Marketing-Mix einer modernen Anlage hingegen sind Driving Range und Co. u. a. Treffpunkt, Arbeitsplatz der Pros, möglichst optimal ausgestatteter Trainingsbereich und vieles mehr – letztlich ein Profit-Center. Durch die Weiterentwicklung bei Schlägern und Bällen und die Digitalisierung haben sich die Anforderungen an Trainingsmöglichkeiten und den Trainingsbereich ohnehin grundlegend geändert: Wie die Professionals wollen auch Freizeitsportler ihr Spiel auf der Basis von Datenerfassung verbessern, längst bauen sehr viele Teaching Pros bei ihrem Unterricht auf ausgefeilte Analysemethoden und bieten zudem  hochtechnologisierte Schläger-Fittings an.

 

Driving-Range

Je nach Positionierung der Anlage ist eine Range mit ausreichend Kunst- bzw. Naturrasenabschläge zu planen sowie realitätstreue Zielgrüns in der Landezone zu platzieren, die ein effektives Training ermöglichen. Das hilft vielen Golfern bei der Strukturierung ihres Trainings und macht mehr Spaß, als Bälle ins grüne Nirgendwo einer offenen und unstrukturierten Wiese zu schlagen. Bei den Zielgrüns können beispielsweise die Länge der Par-3-Löcher auf dem eigenen Platz berücksichtigt werden, so dass verschiedene Schläge in spielnahen Situationen trainiert werden.

 

Kurzspiel-Anlage

Besonders unterschätzt wird oftmals die Bedeutung einer großzügigen Kurzspielanlage, die vielen Golfern gleichzeitig das Üben ermöglicht. Training in einem attraktiv gestalteten Übungs-Areal macht Spaß; und verbunden mit Aufenthaltsqualität können derartige Bereiche zum Verweilen einladen – für jung und alt sowie Golfer aller Spielstärken. Verschiedenste Anspielpositionen mit einer abwechslungsreichen Modellierung ermöglichen ein vielseitiges Training. Darüber hinaus sollten Bunker mit unterschiedlichen Tiefen und Formen vorhanden sein, so dass die Spieler sich auf diverse Bedingungen vorbereiten können. Dies ist vor allem für Leistungszentren empfehlenswert.

  

Wedge-Range

Als bauliche Ergänzung ist eine sogenannte Wedge-Range geeignet, um das Chipping-/Pitching-Grün zu entlasten bzw. längere Annäherungsschläge zu trainieren. Hierbei werden in verschiedenen Abständen – z.B. 15, 20, 30, 40, 50, … 70 m – Platten/Scheiben o. ä. eingelassen, die dem Golfer direkte Treffer-Rückmeldung geben. So lassen sich von einer Position aus präzise Schläge bei variierender Länge trainieren. Durch den möglichen Wettbewerbs-Charakter sind das auch ideale Trainingsanreize für Golfer untereinander.

 

Ganzheitliche Planung

 Die vorgenannten Gestaltungsmöglichkeiten eines optimalen Übungsgeländes für kurzes und langes Spiel erlauben ein hohes Maß an Vielfältigkeit und sollten daher individuell konzipiert werden. Grundsätzlich ist eine ganzheitliche Herangehensweise bei der Planung zu empfehlen und sind beispielsweise folgende Stichworte zu berücksichtigen: Profit-Center, Pflege- und Unterhaltskosten, Angebot an Golfer, Alleinstellungsmerkmale, optimale Arbeitsbedingung für die Pros. Grundsätzlich ist eine frühe Einbindung der Professionals, der Clubverantwortlichen und des Greenkeeping angeraten. Wichtige konzeptionelle Punkte sind u. a.:

 

+ Anzahl der Golfer, Übungsverhalten, Sommer-/Winterspielbetrieb, überdachte Plätze.

+ Einzelbereiche, Mannschaftsbereiche, Golflehrerbereich, Golfschule.

+ Videoabschlagsplätze, Fitting-Werkstatt, Indoorputting.

+ Naturrasen- und Kunstrasenabschläge, Flutlicht.

+ Bauweisen, Pflege, ganzjährige maschinelle Absammelbarkeit, Beregnung, Drainierung, etc.

+ Trefffläche mit Zielen, z. B. Grüns, Schilder, Korridore, Bäume.

+ Ballmanagement- System: u.a. Ballausgabe, Sammeln, Transport, Reinigung Bälle etc.

+ Sicherheit, Betriebskonzept.

+ Wedge-Range.

+ Kurzes Spiel, u. a. Übungsbunker, Matten, Grassorten, Mähhöhen, Flutlicht, Bereich für Professionals.

 

In diesen Bereichen gibt es auf vielen Anlagen in Deutschland Optimierungsbedarf.

 

Beispiel Bau „Wedge-o-Drom“,  St. Leon-Rot

Der Übungsbereich des Golfclubs St. Leon-Rot gilt als Inbegriff einer modernen und weitläufigen Kurzspiel-Anlage. 2017 wurden 3 Bereiche in nur 8 Wochen neu gebaut. Im „Wedge-o-Drom“ lässt sich aus zahlreichen unterschiedlichen Entfernungen, Lagen und Höhen auf ein riesiges Anspielgrün pitchen und chippen. Das Grün hat eine Fläche von rund 3.200 Quadratmeter, ist weit verzweigt und fast 102 Meter lang. Steilwandbunker nach schottischem Vorbild – teilweise bis zu zwei Meter tief – bieten abwechslungsreiches Bunkertraining. Ein weiterer Übungsbereich mit einem Chipping- und Putting-Grün sowie ein Bunkergrün mit fünf verschiedenen Bunkerformen vervollständigen das Angebot. So ist es möglich, unendlich viele Aufgabenstellungen vorzugeben und damit jedwede Variante des kurzen Spiels zu trainieren. Kein Wunder, dass Eicko Schulz-Hanßen, Geschäftsführer des GC St. Leon-Rot, stolz ist: "Auf diesem einzigartigen Trainingsareal kann man über 70.000 verschiedene Schläge trainieren."

  

Putting

Obwohl der Putter auf der Runde der meistbenutzte Schläger ist, gehört Putten zu den meistvernachlässigten Disziplinen des Golfspiels. Deshalb sollten Putting-Grüns stärker in den Fokus der Golfer gerückt werden. Ein in weiten Teilen ebenes Grün, aber stellenweises mit bewegter Modellierung ausgestattetes Putting-Grün gehört daher zu den wichtigen Trainingseinrichtungen.

 

Und wer seinen Mitgliedern, Gastspielern und Golfbegeisterten mehr bieten möchte, kann sogar einen Putting-Platz anlegen. Dieser ist variabel spielbar und meist auf pflegeleichte Abschlagshöhe gemäht.

  

Indooranlagen

Derzeit rücken viele Clubs Maßnahmen für das Wintertraining bzw. das Training bei schlechtem Wetter in den Fokus. Hierfür eignen sich Indooranlagen, die ganz individuelle Gestaltungsmöglichkeiten bieten, teilweise in multifunktionaler Nutzung mit Fitnessbereichen, Videohütte, Fitting-Bereichen, etc. Dabei kann es sich u.a. um Golfsimulatoren handeln oder auch Flächen für Putt-Training (u.a. Längenkontrolle, Videoanalyse).

 

Freedrop: Training in realistische Spielsituationen macht Spaß. Dies gilt für alle Spiel- und Altersklassen. Insbesondere unter dem Druck der Vereinbarkeit von Arbeit, Familie und Hobby wollen Golfer in effektiven Einheiten Fortschritte erzielen, Spaß haben und interagieren.

 

Christian Althaus, Golf- und Landschaftsarchitekt, Düsseldorf

Althaus Golfdesign, www.althausgolfdesign.de

Kontakt: info@althausgolfdesign.de

 

BIO: Christian Althaus, ambitionierter Golfer seit gut 35 Jahren, mit mehr als 25 erfolgreich betreuten Projekten, u.a. Neubau, Renovierung, Kurzplätze, Übungsanlagen sowie langfristige Masterpläne.

 

Neubauten u.a.: St. Leon-Rot Bau Wedge-O-Drom, Golf Club Föhr – Neubau, Wasserburg Anholt Bau Kurzplatz, Dresden-Herzogswalde Neubau 18-Löcher, Bremen-Lilienthal Erweiterung auf 18-Löcher

Renovierung u.a.: Krefeld-Stadtwald, Essen-Oefte, Köln-Marienburg, GC Hohwacht, GC Trier, Düsseldorfer GC, Kassel-Wilhelmshöhe, Clervaux-Luxemburg

 

Der Diplom-Ingenieur studierte Landschaftsarchitektur in Weihenstephan und graduierte erfolgreich das „Professional Diploma in Golf Course Architecture“ am Europäischen Institut der Golfplatzarchitekten (EIGCA) in London. Er ist Mitglied in der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen.