Die leidigen Greenfeepreise


Jens Westendarp
Jens Westendarp

 

Fakt ist, dass die Greenfeepreise fast überall in Deutschland zu niedrig sind.

Ein kostendeckendes Greenfee, bei durchschnittlicher Auslastung für eine durchschnittliche 9 Löcher-Anlage würde ich bei 35 bis 45, bei 18 Löchern bei 65 bis 75 Euro sehen. Natürlich gibt es viele weitere Einflussfaktoren, es geht mir aber um eine allgemeine Betrachtung.

 

Bis in die 80ger wurde Golf in Deutschland fast ausschließlich kostendeckend auf Vereinsbasis gespielt. Die Greenfees haben die Jahresbeiträge etwas subventioniert und waren auch damals schon nicht kostendeckend, sondern ein Sonderpreis, teilweise symbolischer Preis, für Gäste auf der „eigenen“ Anlage die durch die Mitglieder finanziert wurde. Fehlbeträge wurden nicht selten durch Umlagen ausgeglichen!

 

Ist man in den Urlaub nach Spanien gefahren, hat man gerne das Doppelte gezahlt ohne es in Frage zu stellen und ohne an der Rezeption zu diskutieren. Diese Preise entstanden damals schon aus der Mischkalkulation von wenigen vollzahlenden Mitgliedern und Urlaubs-Greenfee-Golfern.

 

D.h. unsere Golfer in Deutschland waren schon immer günstige Greenfees hier im Lande gewohnt. Inzwischen subventioniert aber die sinkende Zahl der Vollmitgliedschaften die Greenfees der vielen Fernmitglieder bzw. Golfer ohne volle Mitgliedschaft!

 

Ein Problem in Deutschland ist, dass z.B. keine Vertriebskosten berücksichtigt werden. 2for1 etc. ist nichts anderes als Vertrieb, den die Golfplätze oft mit 50% Provision honorieren. Die Plätze schaffen so die „Luft“ für dritte, wie diverse Gutscheinhefte, Plattformen etc. damit diese Geld verdienen, indem sie Greenfeevorteile „verkaufen“.

 

In Portugal z.B. kommen im Durschnitt nur ca. 55-60% des offiziellen Preises bei den Clubs an, mit dem Unterschied, dass diese vorher eingepreist wurden. So kommen die teilweise hohen offiziellen Preise zustande. Diese „rack rates“ sind nichts anderes, als der gute alte Preis in der Hotelzimmertür, der sehr hoch war und den sowieso keiner bezahlt hat. Er hat aber den Wert des Zimmers verdeutlicht und der Reiseveranstalter konnte seinen Kunden so z.B. einen Preisvorteil von 20% geben und 20% waren seine Marge bleiben also 60% für den Platz.

 

Ein Fazit ist also, dass die Greenfeepreise rauf müssen, damit unsere „50% gewohnten" Golfer wenigstens den kostendeckenden Betrag zum Erhalt der Anlagen bezahlen.

 

Unsere Greenfeepreise brauchen Luft für echten Vertrieb, echte Provisionen, dann entstehen neue Vertriebswege, können neue Idee finanziert werden und dann sind auch Gutscheinbücher prima und nicht nur „Umsatz-Hoffnungsverkäufer“. 50% Rabatt ist prima, wenn 100% = 140,00 € sind!

 

Kooperationen mit gegenseitig freiem Spiel sollte die klassische, teuerste Vollmitgliedschaft pushen oder separat bepreist werden, damit es einen echten Mehrwert darstellt, der aber auch etwas kostet. „Sie wollen in den Genuss von freiem Spiel auf vielen Anlagen kommen, dann bezahlen Sie auch bitte etwas dafür!“

 

Greenfeerabatte darf es nicht umsonst geben, und in einer Mitgliedschaft nur, wenn diese sich preislich von den günstigen Varianten, mit deutlich weniger Leistungen, absetzt.

 

Ich würde mir eine stärkere und transparentere Kommunikation zu dem Thema Wert/Kosten einer Golfrunde wünschen. Hier sehe ich die Verbände als „neutrale“ Vertreter der Golfplätze stärker in der Pflicht und sie haben in der Wahrnehmung auch eine neutralere unabhängigere Funktion als die Golfanlagen. Es würde die Arbeit am Counter unterstützen und als „Diskussionshilfe“ dienen, wenn es klarer von allen kommuniziert würde.

 

Über dieses Thema offen zu reden macht Golf nicht zu einem teuren Sport, es hilft bei der Kommunikation mit den Kunden/Golfern und macht deutlich was „preiswert“ ist, nämlich 35 bis 45 € für 9 und 60 bis 75 € für 18 Löcher.

 

Unsere Greenfeepreise haben einen direkten Einfluss auf die Mitgliedschaften, die sich bei fairen Greenfeepreisen dann auch rechnen:

In der Regel liegen einer Mitgliedschaft ca. 30 Runden im Jahr zu Grunde, zzgl. einer Basisgebühr für DGV, Ausweis, Verwaltung etc. von ca. € 350,00. (€ 350,00 sollte auch mind. der Preis der VCG sein, als Preismacher dieser Dienstleistung.)

 

Rechnung: 30 x 70,00 + 350,00 = 2.450,00 € das ist der Wert des Golfsportes in Deutschland auf einer normalen 18 Löcher Anlage! Für 9 Löcher wären es 1.550,00 €. Die VCG-Mitgliedschaft sollte neben einem Beitrag von mind. 350,00 € auf 2 Jahre beschränken werden und bei Übertritt soll sie gerne eine Provision vom Golfplatz fürs neue Mitglied erhalten. Die VCG kann und ist Vertrieb der honoriert werden muss!

 

Freedrop: Wie schaffen wir es, dass alle an einem Strang zu ziehen? Bewerten Sie einmal Ihre Greenfeepreise ehrlich nach den hier aufgeführten Aspekten!

 

 

 

Jens Westendarp, Clubmanager GC Schloß Horst,

Kontakt: info@golfnetwork.de