Zukunft (Teil 1/3)


Auf Grund der aktuellen Situation werden das erste und vermutlich auch das zweite Quartal 2020 für Betriebe der Freizeitindustrie sehr schwierig und herausfordernd werden.

 

Man muss aber deshalb nicht den Kopf in den Sand stecken oder in Panik verfallen, denn – wie sagt ein Sprichwort – „in jeder Krise steckt auch eine neue Chance“. Welche Chancen das sein könnten, werde ich später erörtern. Eines ist aber klar: Um diese Chancen auch tatsächlich nützen zu können, wird man den eingelernten Trott ablegen müssen und vor allem außerhalb der eingeübten täglichen Normen und Abläufe denken und handeln müssen.

 

Ich habe mit einem sehr großen Freizeit- und Entertainment Unternehmen die Auswirkungen von 9/11 hautnah miterlebt.

 

Zuerst brach plötzlich jede Nachfrage ein, die Menschen begaben sich einige Monate lang in eine Art Schockstarre und CNN Breaking News war über Nacht plötzlich weltweit wichtiger für alle Menschen als Arbeit, Familie, Freizeit und Vergnügen geworden. Möglicherweise hat das damals die mitteleuropäische Golfbranche nicht so signifikant erfahren, da gerade die Sommersaison zu Ende ging und die Höhepunkte des Jahres schon vorbei waren und die Wintermonate sowieso immer ruhig gewesen sind. Aber andere Freizeitindustrien waren stark davon betroffen, da die Menschen in Krisenzeiten immer zuerst bei ihren Freizeitausgaben sparen und sich eher aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen.

 

Das Schöne an der Krise war aber der Reichtum an neuen Ideen, das forcierte Denken außerhalb der Normen und das Risiko zu Neuem. Gerade die Digitalisierung und die Onlinekommunikation sowie die Onlinewerbung bekamen dadurch einen großen Schub durch die Freizeitindustrie und die Freizeitindustrie profitierte im Gegenzug sehr  rasch von diesen neuen Angeboten. Damals wurden 5 Jahre technologischer Stillstand dieser Industrie innerhalb von 6 Monaten aufgeholt und 6 Monate von großen Verlusten wurden innerhalb von nur weiteren 6 Monaten mehr als wettgemacht. Das Onlinebuchen von Flugreisen und Hotels, der Ersatz der CDs, DVDs durch Downloads, Streaming, die sozialen Medien und vieles mehr wurden damals in dieser Krise gefördert, publiziert und zum Wohle der Unternehmen rasch eingesetzt.

 

Nach 2 Jahren waren die Verluste nicht nur wettgemacht, sondern die Gewinne größer als je zuvor. Das gelang aber nur durch das wirtschaftlich erzwungene Denken „außerhalb der Normen“, und bedingt durch die schwache Nachfrage, der plötzlich dafür zur Verfügung stehenden Arbeitszeit der Unternehmer und Handelnden.

  

Chancen für Golfplätze in Krisenzeiten:

 

 Golfplätze, die ausschließlich vom Tourismus abhängig sind, deren Haupteinnahmequellen Hotel und/oder Greenfee sind, werden sich in den ersten beiden Quartalen sicher nicht leicht tun. Mitgliederbasierte Golfplätze sollten dagegen weniger Sorgen haben.

 

Trotz all dieser absehbaren Probleme und Schwierigkeiten in den ersten beiden Quartalen, bin ich dazu geneigt, das Virus aus Sicht der Golfbetriebe als DEN „GLORIOUS BASTARD" zu bezeichnen.

  

Warum?

 

1-Erhalten Betriebe in Mitteleuropa, die davon betroffen sind, und Golfclubs sind Betriebe der Freizeitindustrie jedenfalls, Überbrückungskredite mit Besicherung des Staates. Wie viele Golfbetriebe wurden von den Banken schon davongejagt weil sie dringende Kredite nicht mehr besichern konnten!Jetzt geht das und wird das Darlehen zumindest „lebensverlängernd" über einige weitere Saisonen wirksam sein.

  

2-Viele Menschen werden in Kurzarbeit gestellt oder sind bald arbeitslos. Diese Menschen haben plötzlich Zeit! Nicht nötig, dass ich den Zeitfaktor im Bezug zu Golf hier näher erläutern muss.

 

3-Menschen suchen in Krisenzeiten eine zweite Heimat. Reisen, fremde Betriebe werden gemieden. Ist dieser Golfclub eine zweite Heimat, dann werden sie genau dort versuchen aus ihren vier Wänden hin zu fliehen. Wo sie Freunde haben, wo sie sich sicher in einer gewohnten Umgebung wohl fühlen. Das (fast) Alleinsein am Golfplatz bürgt für Sicherheit. Viel mehr Sicherheit als fremde Strände mit Fremden zu teilen, Flughäfen zu besuchen oder gar auf Kreuzfahrtschiffen herumzuhängen. Fazit: Die Menschen bleiben daheim und werden versuchen, ihre Freizeit im nahen, gewohnten Umfeld zu verbringen. Und das ist vornehmlich ihr Golfclub.

 

4-Die Konkurrenz von Fernreisen, Golfurlauben usw. fällt weg, jedenfalls heuer. Auch werden viel weniger Menschen viele verschiedene und weit entfernte Golfclubs ansteuern. Heute werden sie das noch verneinen, in 4 Wochen sieht es dann anders aus. Fazit: Die Fernmitgliedschaft wird wieder unattraktiver, die Menschen verbringen ihre Zeit im nahen, heimatlichen Club. Schon daran gedacht, diesen Mitgliedern günstige Upgrades für die  Vollmitgliedschaft im Heimatclub für 2020 anzubieten? Wartet noch 3 Wochen damit!

  

Was sollte der Golfclub tun, um den Mitgliedern jene Sicherheit und Freude zu vermitteln, damit sie auch gerne kommen werden?

 

1-wie immer sind die Willkommenskultur, der Wohlfühlfaktor und die soziale Integration wichtig. Wo es keinen netten Empfang, keine netten Freunde gibt, dort geht auch in der Krise  niemand hin.

 

2-Schreiben sie die Menschen persönlich an und vermitteln sie ihnen Sicherheit

  

3-Sicherheit kann man in diesen Zeiten vermitteln, wenn man die Toiletten peinlich sauber hält, auch die am Platz, viel  öfter putzt und desinfiziert, und zB wie in Hotels üblich, einen  stündlichen Putzplan an die Türe heftet. Geben sie zusätzlich Hand-Desinfektionsmittel in die Toiletten am Platz. Ersetzen sie gefährliche aerosolstreuende Hand-Lufttrockner durch gesündere Papierspender oder setzen sie diese Handtrockner wenigstens außer Betrieb.

 

4-Bringen sie wenn möglich keine „Achtung Virus" oder ähnliche Plakate im Clubhaus an. Die Gäste sind weise genug, dass sie das selbst wissen.

 

5-Wenn nötig, verlängern sie die Startintervalle auf zb 15 Minuten, damit es zu keinen Staus und Menschenansammlungen kommen kann, die für manche Menschen unangenehm sein könnten.

 

6-Turniere, falls diese überhaupt ausgetragen werden dürfen, müssen individuell an die Wünsche der jeweiligen Mitspieler angepasst werden. Auch hier sollte man Menschenmassen vermeiden und eher Kleingruppen bilden. Halfway Buffets sind ein NO-GO. Achten sie besonders bei diesen Veranstaltungen auf die peinliche Sauberkeit der Toiletten am Platz.

 

7-Kellner in Clubhäusern sollten beim Servieren, so wie Kellner in gehobenen Restaurants, weiße Handschuhe tragen. Das vermittelt den Gästen nicht nur gefühlte Sicherheit (obwohl es keine ist), sondern vermittelt auch, dass die Küche sauber und gepflegt ist und dass man sich zumindest darum bemüht und sich der Gast nicht sorgen muss.

 

8-Leeren sie die Papierkörbe viel öfter als sonst.

 

Freedrop: Aus jeder Krise kann man Nutzen ziehen. Keine Krise hält ewig an, und mögliche Anfangsverluste werden meistens bald mehr als aufgeholt, da der Mensch immer „Versäumtes nachholen" will. Zumindest lehrt uns das die Geschichte.

 

Nutzen Sie diese Zeit, um außerhalb der Normen auch riskante Ideen umzusetzen, um zb.“ etwas zu ändern.“  Nutzen Sie die Möglichkeit, neue Menschen anzusprechen, die plötzlich sehr viel Zeit haben. Vermitteln sie Sicherheit und Gelassenheit. Machen sie den Golfclub zu einer sicheren Zufluchtsstätte , zu einer Freizeit- und Wohlfühloase und zu einer zweiten Heimat für verängstigte Mitglieder und Gäste.

 

Günter Rottensteiner, Golfmanager in Wien und Niederösterreich, Kontakt: golfmanager.marcopolo@gmail.com 

 

Günter Rottensteiner, Systemanalytiker ,1992-2014 Internationales Entertainment und Event Management, 2015-2019 Manager Golfclub Marco Polo Vienna, 2015-2019 Vorstand Wiener Golfverband, 2019 Director of Golf im Leading Golfresort Haugschlag