Ein Golfer und (s)ein Golfclub


by Freepics
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Ich bin „John Doe“, Golfer in den Mittfünfzigern und stehe beruflich auf festen Beinen. Meine Erfahrungen möchte ich hier mit gemischten Gefühlen teilen. Ich frage mich immer, warum dies alles so sein muss?! Nun ja, worum geht es? 

 

Ich möchte hier über meine Erfahrungen im Clubleben und in unserem Sport aufzeigen und meine Ideen zur Veränderungen aufzeigen. Der mir bekannte Club hat an die 700 Mitglieder, davon knapp 500 Vollzahler. Eine Jugendmannschaft, DGL Damen und Herren (von den Spielern kann über die Hälfte auch in AK50 und älter spielen), keine AK 30 Mannschaften, alle weiteren AKs sind mindestens 1x besetzt.

 

Der Platz:

18 Loch seit Ende 90er Jahre. Ein sehr schön angelegtes, weitläufiges Areal.  Immer wieder, so auch über diesen Winter, werden aus Sicht der Mitglieder nicht notwendige Umbaumaßnahmen eigenhändig durch den Vorstand vorgenommen, die teilweise die Spielbarkeit des Platzes einschränken oder diese sogar nachhaltig verschlechtern. Dies ohne detaillierte Informationen der Mitglieder. Viele Maßnahmen mussten in der Folge wieder zurückgebaut werden.

 

Hier würde ich mir wünschen, dass bei der Planung und Umsetzung von notwendigen Umbaumaßnahmen Experten hinzugezogen würden. So könnte man die Mitglieder im Vorfeld ausführlich informieren, einen Zeitplan aufstellen, Gerüchte unterdrücken und die Chance auf die Akzeptanz und Nachhaltigkeit der Maßnahmen wären sehr viel größer.

 

Mitgliederentwicklung:

 

500 Vollzahler sind viel zu wenig für einen dauerhaft hochwertigen Betrieb einer 18Loch-Anlage. Maßnahmen dagegen seit Jahrzehnten: Schnupperkurse und „Mitglieder werben Mitglieder“ (früher 2x jährlich, 2020 öfter). Ergebnis: 10-20 Neumitglieder (Brutto), Stagnation seit Jahren. Weiterführende Maßnahmen werden nach Rücksprache mit dem Headpro abgelehnt.

 

Hier machen uns direkte Nachbarclubs oder auch WestGolf vor wie es funktionieren kann, mehr Neugolfer zu generieren. Das Zauberwort: Gruppenplatzreifekurse! Dieses Konzept scheitert bisher daran, dass unsere Pros dafür Kapazitäten ihrer Trainingszeit freihalten müssten und so die auf den ersten Blick lukrativeren Einzelstunden einschränken müssten. Da unsere Pros freischaffend sind, hat der Vorstand keinen Zugriff auf deren Zeiten. So hat der Headpro bei nahezu allen Entscheidungen im Club das letzte Wort…

 

Der Vorstand:

Der Vorstand wurde durch Blockwahl bestimmt. Der Spielführer (in meinen Augen die wichtigste Position im Club)  ist z.B. mit 3jähriger Golf-„Erfahrung“, Hcp. knapp unter 30 und nur bei 9Loch-Turnieren aktiv und anwesend, hoffnungslos überfordert. Er sei noch formbar, so der Vorstand. Einmischungen in Startlisten und Flightzusammensetzungen durch einen gewissen Mitglieder-/Vorstandskreis haben abstruse Züge angenommen, die für sehr viel Unruhe im Club sorgen. Das Marketing liegt nebenbei in Händen der Frau des Vize-Präsidenten, einer Rechtsanwaltsgehilfin außer Dienst. Golferisches Know-How ist ohnehin kaum vorhanden…

 

Vorstände in Golfclubs sind zu sehr an Freundeskreise und Harmonie gebunden. Stattdessen sollte gerade in der heutigen Zeit wie in einem Unternehmen gedacht und gehandelt werden und die Kompetenz der Vorstandmitglieder für ihren Aufgabenbereich ausschlaggebend sein. Harmonie und Kompetenz müssen sich nicht zwangsläufig ausschließen. Taskforces für das ein oder andere Problemfeld sind ebenfalls in manchen GCs erfolgreich etabliert.

 

Der Headpro:

Der offiziell freischaffende Headpro feiert sein X-tes im Club. Ihm zur Seite steht ein weiterer Pro, der aber eher Teilzeit arbeitet. Der gesamte Vorstand ist sehr eng mit dem Headpro befreundet und hat bei ihm das Golfen erlernt. Einnahmequellen des Headpros sind sein Privatunterricht, ein wenig Gruppentrainings (organisiert durch den Club), Jugendtraining und Mannschaftstraining. Zudem hat er langfristige Verträge mit dem Vorstand geschlossen, die ihm die Einnahmen durch Cartverleih und Drivingrange nahezu komplett zusichern. Die Kosten der Infrastruktur für Carts und Range gehen allerdings zu Lasten des Clubs. Echte Mitgliederwerbemaßnahmen werden mit dem Pro besprochen und deshalb auf ein Minimum reduziert. Der Pro ist sozusagen der (heimliche) Präsident des Clubs.

 

In diesem Punkt gibt es m.E. nur die Lösung, die Pros wirklich als freischaffende Vertragspartner zu behandeln, die in erster Linie für den Club und seine Mitglieder zuständig sind. Eine klare Trennung von Geschäftlichem und Privatem ist dringend erforderlich. Hier schließt sich der Kreis, in dem der Vorstand eine gewisse Kompetenz im Golf und im Golfclubmanagement vorweisen sollte, um Fehlentwicklungen frühzeitig entgegentreten zu können.

 

Freedrop: Es gibt noch viele Bereiche, die nicht nur in dem mir bekannten Club meiner Ansicht nach sehr viel professioneller angefasst werden könnten. Natürlich ist immer zu bedenken, dass diese Verantwortlichen zumeist auf ehrenamtlicher Basis agieren. Trotzdem erwarte ich ein gewisses Maß an Kompetenz, wenn man Aufgaben übernimmt. Es geht für sehr viele Clubs in naher Zukunft um das nackte Überleben. Eine Qualifikation für einen Posten im Club sollte in diesen Zeiten über die Größe des Teegeschenks beim Präsidenten-Cup hinausgehen…

 

 

 

"John Doe", Golfer, NRW