Golfen mit 2 Handicaps -  Golf und Inklusion, Chancen für unseren Sport und die Anlagen


Ralf Bockstedte
Ralf Bockstedte

Früher war ich Fußballspieler. Dann, in der B-Jugend, kam der Querschnitt und damit der Rollstuhl. Heute bin ich leidenschaftlicher Golfer durch und durch (wie übrigens sicherlich 98 % aller Fußballer). Nur eben mit 2 Handicaps... das golferische und der Rollstuhl.

 

Wenn ich meine Runden auf dem Platz drehe, dann zu 95 % mit Golfern ohne (offensichtliche) Behinderung. Auch mit meinem Paragolfer bin ich keine “Bremse“ im Flight. Golf macht einfach Spaß, ist ein toller Sport, in der Natur, gesund, begeisternd. Wir gehen statistisch davon aus, dass mindestens 10 % der Bevölkerung eine Behinderung haben. Das ist auch im Sport nicht anders. Rechnen Sie selbst für ihren Club. Im Golf scheinen aber die Dunkelziffern relativ hoch. Nicht jeder spricht darüber. Ich schon! Nur um ein Beispiel zu geben, so kann bereits Krebs eine Einschränkung im Schwung sein, was grundsätzlich für Wettbewerbe der Golfer mit Behinderungen “qualifiziert“.

 

Als sportbegeisterte verfolgen wir alle gerne auch die Olympischen Spiele und die Paralympics. Es macht keinen Unterschied, ob der Sportler eine Behinderung hat oder nicht. Die Leistung in der jeweiligen Sportart zählt. Und auch hier gilt: dabei sein ist alles!

 

So auch in den Clubs und auf den Plätzen. Inklusion ist kein reines Behinderten-Thema. Viermehr ist Inklusion „One World“. Und hier gibt es daneben andere Themen, wie beispielsweise Alter und damit einhergehende Schwierigkeiten. Wie schön ist es aber, dass wir am Ende alle gemeinsam auf dem Platz unseren schönen Sport miteinander ausüben. Und Golf ist von seiner Anlage und dem Handicap-System schon absolut geeignet und lebt Inklusion.

 

Wir alle lieben den Sport. Und auch hier ist nicht zuletzt das nachhaltige und tolle Projekt Golf&Inklusion des DGV zu nennen. Hier werden zum Beispiel Clubs und Menschen geschult, richtig aufeinander zuzugehen und miteinander umzugehen. Trainingskonzepte werden entwickelt und angepasst. Den Anlagen wird geholfen. Oft ist baulich gar nicht viel zu verändern. und Mittel gibt es auch, sei es öffentliche oder beispielsweise über die Aktion Mensch. Häufig gibt es nur Barrieren in den Köpfen. Berührungsängste. Und wo es halt baulich mal nicht passt, findet man andere Lösungen. Und Behinderung ist ja weitaus mehr als ein Rollstuhl. Sehbehindert, gehörlos, mental, amputiert, Krebs, Schlaganfall, Herz, etc. sind viele andere Handicaps.

 

Die Barrieren in den Köpfen abzubauen (und teilweise auch physisch) ist eine große Chance für alle Clubs und Anlagen. Nicht nur, dass es soziale Verantwortung bedeutet, sondern ein Golfer mit Behinderung kommt nie alleine. Er bringt immer mindestens noch einen Greenfee-Spieler und potentielles Neumitglied mit. Es verändert die Sichtweise in der Bevölkerung auf unseren Sport, weg von arrogant und elitär. Darüber hinaus erleben wir an genügend Charity-Turnieren, wie viel in unserem Sport für gute Sachen bewegt wird. Auch damit lässt sich für den Club oder betroffene Mitglieder ein Hilfsmittel, wie beispielsweise ein Paragolfer, finanzieren. Und zusätzlich ist Golf wirklich gesund. Mein eigener Physiotherapeut bescheinigt mir, dass ich durch mein Golfspiel Muskulatur aktiviere und erhalte, die extrem wichtig für den Körper ist und die ich nach 32 Jahren im Rollstuhl gar nicht mehr haben dürfte. Das hilft mir und meinem Körper besonders. Und das Golf gesund ist, gilt ja nicht nur für Menschen mit 2 Handicaps.

 

Freedrop: Also: packen wir’s an. Die erste einfache Regel zum Abbau der Barrieren in den Köpfen ist der offene Umgang und ein aufeinander zugehen, was man eigentlich schon bei der Platzreife und den Etiketten lernt. Und wichtig ist auch, dass Inklusion keine Einbahnstraße ist. Gehen wir gemeinsam in die Zukunft!

 

 

Ralf Bockstedte,  Rechtsanwalt, Dozent für Sportrecht, Sportmanager und Berater, Präsident Behinderten Golf Club Deutschland, Offizieller Olympia-Botschafter für die Olympischen Spiele 2032 an Rhein und Ruhr, Vorstand GC Hösel, Good-Governance-Beauftragter und Vorsitzender des Kontroll- und Schlichtungsausschusses des DGV,

Kontakt: ralf.bockstedte@paragolf-deutschland.de