Qualitätskontrolle und Reward-System für Golfmentoren


Günter Rottensteiner
Günter Rottensteiner

Definition: Aufgaben der Golfmentoren für den Club: Akquirieren, informieren, überzeugen, animieren, betreuen und integrieren von neuen Golfern. 

 

Vorwort:

Viele wissen, dass im Clubsport praktisch niemand nur wegen der Werbung mit einem Sport beginnt, sondern diese Menschen immer nur durch Freunde und Bekannte, die diese in den Club einführen, sie betreuen und integrieren werden, dazu animiert werden. Dies gilt ganz besonders für Kinder und Jugendliche.

 

Vieles wurde in diese Richtung schon von mir in der Praxis getestet, nichts davon hatte bisher langfristigen Erfolg. Seit 5 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit diesem Thema im Golf, zwar nicht unter dem Titel des „Golfmentors", aber inhaltlich war es dasselbe. Ich kann hier also nur Fehler aus der Praxis schildern. Meine Vorschläge, die aus diesen Fehlern Lehren ziehen, sind aber bisher nur Theorien. Man sollte diesen Beitrag daher als Motivation zum Nachdenken benutzen, es ist jedoch keine Betriebsanleitung, da positive Erfahrungswerte fehlen. Hier zuerst einmal 3 Fehlgeburten aus der Praxis:

Erste Fehlgeburt

Vor 5 Jahren versammelte ich unsere Herrenmannschaft und sagte in diesem Sinne:“ Schaut, der Club unterstützt euch da und dort, er bezahlt dies und das, dafür wollen wir von euch etwas zurück haben! Wir haben Anfänger, die auf der Runde Betreuung brauchen. Ich brauche pro Woche 2 von euch, die sich in eine Liste eintragen und sich an einem oder zwei bestimmten Tagen (Termin nach Vereinbarung mit den Anfängern) zur Verfügung stellen.“

Danach wurden alle Anfänger informiert, auch von den Pros. Etwa 6 Wochen funktionierte das großartig, jene Mitglieder, die betreut wurden, wurden später erfreulicherweise die „besten Mitglieder“, die Teamspieler waren motiviert. Dann kamen die Ferien und die Termine wurden weniger, ab Ende Juli starb das Projekt auf Grund von Desinteresse beider Seiten.

 

Zweite Fehlgeburt

Mehrere Clubs haben schon „Bring your Friends" Turniere veranstaltet. Das Turnier selbst ist oft ein Riesenerfolg mit 100 Teilnehmern und 50 Neulingen. Aber wie viele bleiben wirklich davon? Wenn es 5-10 sind dann ist das viel. Und von diesen sind es nur jene, wo die Freunde oder Familie intensiv wollen, dass sie Golf spielen. Die Anderen müssten nachbearbeitet werden, und zwar nicht nur mit einer email, aber wer hat zu mehr während der Saison Zeit? Auch die Golfer tun das nur sehr bedingt bei ihren Freunden. Warum sollten sie auch?

 

Dritte Fehlgeburt

Mitglieder sollten ihre nicht golfenden Freunde auch während der Saison immer auf die Runde mitnehmen dürfen. Es kostete nichts, diese Freunde durften chippen und putten. Voraussetzung war nur, dass wir die email des Freundes bekamen. Das funktionierte 2 Monate gut, danach war auch das vorbei. Trotz Nachbearbeitung keine neuen Golfer.

 

Konsequenzen:

Die Fehleranalyse stellte zwei Punkte ganz klar dar:

 

1-Nur auf die Freiwilligkeit der Mentoren aufzubauen, also langfristig  kostenlose Unterstützung für den Club einzufordern, funktioniert selbst bei den engagiertesten Mitgliedern immer nur sehr kurzfristig.

2-Ohne laufende Qualitätskontrolle funktioniert selbst ein Reward Modell für Golfmentoren nicht langfristig, da sich bald alles in unkontrollierbarem Chaos auflösen würde.

 

REWARD System und Qualitätskontrolle:

 

Wie schon erwähnt, muss beides Hand in Hand gehen. Das Erste wird nicht ohne das Zweite funktionieren. Am Ende arbeiten wir ja doch nur mit Menschen, die sich nicht selten den gemütlichsten Weg suchen werden, so lange es keine Kontrolle gibt.

 

1-Verantwortlicher der Qualitätskontrolle

Je nach den Bedingungen des Clubs kann dazu der Manager, der Präsident, der Pro, ein Vorstandsmitglied oder ein Mannschaftscaptain bestimmt werden. Wichtig ist, dass sich der Verantwortliche für das Projekt persönlich einsetzt, sich dafür Zeit nehmen kann, Autorität vom Club erhält und gewisse Dinge selbständig organisieren kann.

 

2-Golfmentoren

Hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich Golfer vorerst begeistert melden, dann aber schon nach kurzer Zeit das Handtuch werfen, wenn sie bemerken, dass damit auch Arbeit verbunden ist. Abraten würde ich von einer Vielzahl von Mentoren da sonst Unübersichtlichkeit und organisatorisches Chaos die Qualitätskontrolle stören wird. Je nach Club sind 4-8 Mentoren das Maximum. Vorsicht ist bei jenen Mitgliedern geboten, die zwar immer da sind und laut sind, aber die entweder alles besser machen würden oder laufend den Club kritisieren (jeder kennt sie). Diese sind als Golfmentoren ungeeignet. Man sollte auch aufpassen, dass man nicht nur alte Menschen zu Mentoren macht, nur weil diese mehr Zeit haben. Bei der Auswahl sollte man auch darauf achten, nicht alle Mentoren aus dem selben Freundeskreis zu wählen, da sonst alle nur die selben Golfer ansprechen und die Vielfalt fehlt.

 

3-Das „Abendmahl"

 

Die Qualitätskontrolle und Verbesserung des Systems kann nur in der Gruppe erfolgen. Ich rate dazu, dies im Rahmen des sogenannten „Abendmahls" zu tun, wobei ich dieses Wort mit Absicht wähle, da es schon vor 2000 Jahren genau so erfolgreich  funktioniert hat.

 

Fixe monatliche Zusammenkunft aller Golfmentoren und des Verantwortlichen zum mindestens 3-gängigen gratis Abendessen mit Freigetränken an einem reservierten Tisch in der Clubgastronomie auf Kosten des Clubs (dies ist Teil des Reward Systems) während der gesamten Golfsaison bzw. schon mindestens 2 Monate davor beginnend (Schulungen, Fortbildung, Planung, Informationen).

 

Jeder Golfmentor hat die Pflicht, seine Leistungen des letzten Monats zu dokumentieren und beim Abendmahl vorzutragen. Lob sollte dabei unbedingt ausgesprochen und mit Applaus bedacht werden (Gruppendynamik)! Darüber hinaus sollen dabei Verbesserungsvorschläge eingebracht werden, Probleme angesprochen und gelöst werden und eventuell eine Schulung mit Vorschlägen, zb auch neue Ideen der Golfmentorengruppe via  Screen Publishing angeschlossen werden. Mentoren ohne gut dokumentiertes vergangenes Monat sollen über die Gruppendynamik motiviert werden. Mentoren, die neue Mitglieder gebracht haben, sollen dabei besonders hervorgehoben und auch vor der Gruppe gelobt und beschenkt werden (zb Flasche Wein, Pralinen etc).

 

REWARD: Um die Gruppendynamik zu stärken, empfehle ich, das Belohnungssystem von individueller Zählweise abzusehen und immer nur die gesamte Gruppefür die Leistung Einzelner mit Punkten zu belohnen. Zb 10 Punkte für ein neues Mitglied, 3 Punkte für eine Runde mit einem Neugolfer usw.

 

Das erzeugt Gruppendynamik, Ansporn und Selbstkontrolle der Mentorengruppe, da Ausfälle und ein „Sichgehenlassen“ Einzelner dann allen Mentoren Punkte kosten. Darüber hinaus verhindert es Konkurrenzdenken unter den Mentoren, was am Ende clubschädlich sein könnte.  Angeregt sollte auch werden, dass die Mentoren (Apostel) sich selbst Freunde im Club suchen, die sie bei ihrer Arbeit unterstützen. Auch das erzeugt Gruppendynamik im Club.

 

Am Ende der Saison gibt jeder Club (das ist individuell von Club zu Club verschieden) jedem Mentor auf Grund der von der Gruppe erzielten Punkte einen Wert-Gutschein. Ich rate davon ab, den zB nur auf Rangebälle oder Prostunden zu beschränken, da viele gar nicht auf die Range oder zum Pro gehen. Ideal wäre es, wenn dieser Gutschein für alle Leistungen des Clubs (inklusive Mitgliedschaft und Gastronomie) gültig wäre.

 

Vorsicht: Bei diesem System (ob bezahlt oder unbezahlt, ob Sachpreise oder geldwerte Vergütungen) sollte vorher immer mit dem Steuerberater abgeklärt werden, dass damit keinesfalls  Scheinselbständigkeit der Mentoren entstehen kann.

 

Freedrop: Gezielte Gruppendynamik, Qualitätskontrolle durch laufende Treffen und ein gutes, gruppenspezifisches Reward-System als Animationshilfe, sowie monatliche Schulungen und Diskussionen sind essentielle Bestandteile von langfristigen Golfmentoren Erfolgen im Club.

 

Sollte diese Durchführung auch 12x350 für das Abendmahl kosten und nochmals 5000 für die Rewards, so sind diese Ausgaben wesentlich sinnvoller investiert als jede sonstige Werbung.

 

Günter Rottensteiner, Golfmanager in Wien und Niederösterreich, Kontakt: golfmanager.marcopolo@gmail.com 

 

Günter Rottensteiner, Systemanalytiker ,1992-2014 Internationales Entertainment und Event Management, 2015-2019 Manager Golfclub Marco Polo Vienna, 2015-2019 Vorstand Wiener Golfverband, 2019 Director of Golf im Leading Golfresort Haugschlag