Nachhaltigkeit in der Entwicklung, Planung, Realisierung und im Betrieb von Golfanlagen -  Nicht nur eine leere Phrase!


Pic by Rainer Preißmann
Pic by Rainer Preißmann

Kann das Thema „Nachhaltigkeit“ den Entscheidungsprozess für die Mitgliedschaft in einem Golfclub beeinflussen oder nicht?

 

Das Thema Nachhaltigkeit ist aktueller denn je, wenn auch häufig mit Synonymen belegt, wie Klimaschutz, Diversität und ähnlichen Attributen, die populär wissenschaftlich einfacher zu vermitteln sind, als der komplexe Begriff „Nachhaltigkeit“.

Und trotzdem oder gerade deswegen, wird der Begriff der Nachhaltigkeit und der im Club dokumentierte Umgang mit der Nachhaltigkeit neben vielen anderen Aspekten möglicherweise ein wichtiges Kriterium für die Entscheidung für die Mitgliedschaft in einem Golfclub oder einer Betreiber geführten Golfanlage sein.

 

Eigentlich kann man sagen, dass Golfanlagen perse eine nachhaltige Wirkung haben sollten.

 

Aus ökologischer Sicht - denn mit welcher anderen Landnutzung sind so viele Chancen verbunden auf zig Hektar eine Nutzungsfreistellung und Biotopentwicklung zu ermöglichen mit nachweisbaren Vorteilen für den Boden- und Wasserhaushalt und der Schaffung neuer Lebensräume für die heimische Tier- und Pflanzenwelt.

In sozialer Hinsicht - denn es entsteht in der Regel nicht nur eine Sportstätte, die von vielen Menschen genutzt wird, sondern es werden - wo immer möglich - mit einer Golfanlage weitere Nutzungsmöglichkeiten der Landschaft für die erholungssuchende Bevölkerung erschlossen und es entstehen zusätzliche qualifizierte Arbeitsplätze.

 

Aus ökonomischer Sicht - denn zumindest die Golfplätze haben eine quasi unendliche Lebensdauer –wenn sie entsprechend gepflegt werden.

 

Der aktuell gebräuchliche Begriff Nachhaltigkeit geht auf den so genannten Brundtland-Bericht von 1987 zurück, bei dem die ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit einer Entwicklung gleichrangig nebeneinander gestellt werden.

 

Dies ist aber auf flächenintensive Projekte wie bspw. eine Landschaftsgolfanlage in einer Landschaft, die man sich mit den unterschiedlichsten Nutzern teilen muss, nicht uneingeschränkt anwendbar.

 

Deshalb wählen wir einen pragmatischeren Ansatz, bei dem nicht grundsätzlich eine Gleichgewichtigkeit der drei Säulen das Ziel ist, sondern es gilt projektspezifisch im Zusammenspiel der drei Anspruchsbereiche eine in sich ausgewogene Entwicklung zu suchen und zu fördern und dabei die das Projekt stützenden Merkmale besonders herauszuarbeiten und zu berücksichtigen.

 

Wie sieht das in der Umsetzung aus?

In der Umsetzung dieses Ansatzes ist zu berücksichtigen, dass jede Golfanlage jeweils für sich ein Unikat mit völlig unterschiedlichen Zielgruppen, Standortqualitäten und ökonomischen Rahmenbedingungen ist. 

Bei der Planung und Realisierung einer Golfanlage gilt es dabei sicherlich vorrangig die vorh. Landschaftspotenziale zu identifizieren und mit dem Golfprojekt weiter zu entwickeln und somit die Umweltfreundlichkeit der Golfanlage zu dokumentieren und permanent zu verbessern.

 

Aber auch die sozialen Aspekte, wie die bereits erwähnte Schaffung von Arbeitsplätzen, die Einbindung örtlicher Handwerker, Erzeuger und Lieferanten und der Umgang miteinander und mit den Nachbarn haben einen großen Stellenwert.

 

Aber entscheidend ist der wirtschaftliche Erfolg als notwendige Voraussetzung für eine umweltgerechte und gesellschaftliche Orientierung einer Golfanlage - ohne den das Vorhaben zu einem L´Art pour L´Art und reinem Selbstzweck verkommen würde.

 

Wie sieht es beim Betrieb einer Golfanlage aus?

 

Eine erste Hilfestellung kann sicherlich das Programm „Golf und Natur“ des Deutschen Golf Verbandes geben, das unter den vier Umweltschwerpunkten

 

+Natur und Landschaft

+Pflege und Spielbetrieb

+Arbeitssicherheit und Umweltmanagement und

+Öffentlichkeitsarbeit und Infrastruktur

 

den Golfclubs und Golfbetrieben ein Werkzeug an die Hand gibt, mit dem nach einer Bestandsaufnahme und Identifizierung defizitärer Bereiche, ein Handlungsrahmen entwickelt werden kann, der schrittweise umgesetzt wird und je nach Fortschritt mit dem Prädikat „Bronze“, „Silber“ oder „Gold“ ausgezeichnet werden kann.

 

In diesem Programm sind wichtige Aspekte der Nachhaltigkeit dargestellt, wie sie im Golfbetrieb und täglichen Clubleben von Bedeutung sind und praktiziert werden können.

 

Und jedem Golfclub und Golfbetrieb kann man nur raten, an diesem ambitionierten Programm teilzunehmen, seinen aktuellen Status dort auf den Prüfstand zu stellen und gemeinsam mit den Beratern und einem eigenem Team im Qualifizierungsprozess schrittweise eine clubeigene Form der Nachhaltigkeit zu entwickeln – und dies nach innen und nach außen zu kommunizieren.

 

Welche Auswirkungen kann das auf den einzelnen Golfspieler haben?

Unabhängig von der Verantwortung und Selbstverpflichtung der Gesellschaft zu nachhaltigem Handeln, dessen Auswirkungen uns in vielen Facetten des täglichen Lebens begegnen, gibt es aber gerade beim Thema Golf einen weiteren Aspekt.

 

Als Mitglied eines Golfclubs und einer Interessengemeinschaft, die durch ein gemeinsames Hobby verbunden ist, sollte es eine Verpflichtung sein, den Golfplatz als Geschenk oder besser Leihgabe der Natur zu betrachten, dessen Qualität es nicht nur durch pflegliche Nutzung zu erhalten sondern möglichst nachhaltig zu verbessern gilt.

 

Teilnehmer des Programms „Golf und Natur“ dokumentieren dies in der Regel in Ihrer Satzung oder durch die Entwicklung einer „Philosophie“ oder eines „Leitbildes“ wie vorbildlich der Golf und Country Club Seddiner See, auf dessen Webseite unter der Rubrik "Club" und "Philosophie" folgendes zu finden ist:

 

"Im "Mission Statement" ist die strategische Ausrichtung des Golf- und Country Club Seddiner See wie folgt definiert:

"Transparenz, Effizienz und Nachhaltigkeit sind sowohl Zielsetzung als auch Inhalt der Geschäftspolitik, die einen besonderen Schwerpunkt auf das Qualitäts- und Umweltmanagement legt."

 

Hieraus ergibt sich u.a., dass die Erhaltung und Pflege der Natur sowie eine weitestgehende Schonung der natürlichen Ressourcen ein zentrales Anliegen beim Betrieb der Golfanlage sind.

 

Die Golfanlage versteht sich als integrativer Bestandteil der Region und engagiert sich in der Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden, Kommunen, lokalen und regionalen Vereinen und Organisationen und pflegt und fördert den Kontakt zu den Anwohnern und den verantwortlichen Entscheidungsträgern."

 

und

"Im Sinne dieser Clubphilosophie zu handeln ist sowohl Verpflichtung (für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter) als auch Versprechen (für die Clubmitglieder, Gäste, Sponsoren)."

 

Diese Vorgehensweise ist beispielhaft und die Dokumentation dazu sollte Bestandteil eines jeden Gespräches mit potenziellen Interessenten für eine Mitgliedschaft sein.

 

 

 

Freedrop: Das Thema Nachhaltigkeit geht uns alle an und der offene Umgang mit den vielgestaltigen Fragen der Nachhaltigkeit sollte als Chance auch in der Mitgliederbindung und –einwerbung begriffen werden. Den Rahmen kann das Programm „Golf und Natur“ bilden oder eine professionelle Beratung, die sowohl bei der Schwachstellenanalyse als auch bei der Maßnahmenentwicklung, Umsetzung und Dokumentation auf die lokalen Besonderheiten eingeht. 

 

 

Rainer Preißmann, Golfplaner und Landschaftsarchitekt EIGCA, Deutsche Golf Holding Ltd Kontakt: goep.dgc@cityweb.de

 

  

BIO: Rainer Preißmann, Golf- und Landschaftsarchitekt, Jahrgang 1948 und verheiratet. Geschäftsführender Gesellschafter der Deutschen Golf Holding Ltd, ein  Planungs- und Beratungsbüro für die Entwicklung, Planung und Realisierung von Golfanlagen mit Sitz im Ruhrgebiet. Mitbegründer und Past President des europäischen Berufsverbandes der Golfplatzarchitekten EIGCA.  Kommt aus Essen und ist Gründungs- und Ehrenmitglied des GCC Seddiner See, wo er auch den Nordplatz und die Übungseinrichtungen geplant und realisiert hat.  Sein Credo ist, Golf hat sich der Landschaft anzupassen und nicht umgekehrt und  Golfplätze dürfen nicht an den Bedürfnissen des überwiegenden Teils der Nutzer vorbeigeplant werden. Aus seiner Feder kommen privat betriebene quasi öffentliche Golfanlagen wie Zeche Jacobi im Ruhrgebiet und Moorfleet in Hamburg genauso wie turniertaugliche Anlagen für nationale und internationale Events, Anlagen für Golf und Country Clubs oder touristische Highlights wie der Mountain und Lake Course vom Toskana

Resort Castelfalfi. Seinen umfangreichen Erfahrungsschatz gibt er auch gerne weiter durch Vorträge und  Veröffentlichungen zu golfspezifischen Themen und als Leiter der Arbeitsgruppe für Richtlinien zum Bau von Golfplätzen der FLL.