Förderung von Talenten


Ralf Dreckmann
Ralf Dreckmann

Das brauchen wir nicht / die laufen dann sowieso zu anderen Clubs / wir versenken dafür kein Geld - So oder so ähnlich waren die Aussagen, die ich in den Jahren, in denen ich meine Tochter begleitet habe, immer wieder gehört habe. Dies ist zwar eine Sichtweise – aber nutzt das dem Golfclub?

 

Die Jugend spielt kein Golf!

Ist die Aussage ein Feigenblatt, damit vielleicht nichts oder weniger getan werden muss? Selbst Kinder unter 6 Jahren wissen wer Tiger Woods ist! Die Frage ist also: Wie bekomme ich die Kinder auf meinen Platz? Dazu gibt es den Standard Eltern / Großeltern / Onkel & Tante – aber wesentlich ist die Verbindung zu den umliegenden Schulen – und Achtung: Kindergärten! – mit einem jeweils passenden Angebot.

 

In dem Kontext ist ganz wichtig: tue Gutes und rede darüber – bis hin zur Einbindung der örtlichen Presse.

 

Für die heutige Jugend ist Golf nur eine Freizeitbeschäftigung unter vielen!

 Völlig richtig – und deshalb ist es auch schwierig, die Kinder und Jugendlichen bei der Stange zu halten. Wesentlich dabei sind aus meiner Erfahrung das Gemeinschaftsgefühl und der „Erfolg“. Mit letzterem ist nicht der Gewinn von Turnieren verbunden, sondern die ständige Weiterentwicklung des eigenen Könnens und Handelns. Spätestens wenn die Pubertät einsetzt, ist das Gemeinschaftsgefühl zwingende Voraussetzung, damit die Jugendlichen bei der Stange bleiben. Mädels ohne Freundin beim Golf – Das kann nach meiner Auffassung nach kaum funktionieren!

 

Die Jugendlichen wollen sich doch gar nicht mehr anstrengen!

Sorry, das halte ich für ein Gerücht! Wenn in den Jahren davor die Grundlage gelegt wurde und auch der „spirit of game“ vermittelt wurde, dann verstehen auch Jugendliche Golf als Übung für Achtsamkeit und Demut. Es zählen keine „Ausreden“ – es zählt nur das eigene Handeln und Tun. Und auch der Stolz bei größeren Turnieren auf der Teilnehmerliste zu stehen!

 

Was hat das mit der Förderung von Talenten zu tun?

Als Vater einer Tochter, die das Golfspiel vor mehr als 10 Jahren für sich entdeckt hat, liegt das auf der Hand. Wenn die Jugendarbeit nur als notwendiges Übel der Gemeinnützigkeit verstanden wird, dann wird Jugendarbeit nicht funktionieren.

 

Wenn jedoch Kinder und Jugendliche konsequent gefördert werden, dann spricht sich das herum – was garantiert mehr Kinder und Jugendliche im Golfclub zu Folge hat.

 

Förderung heißt nicht, dass jeder Golfunterricht kostenlos ist. Förderung heißt zum Beispiel, dass sich der Club darum bemüht für die Jugend passende Turniere auszurichten. Ebenso sollen/müssen für die Jugend regionale / überregionale Turniere gefunden und die Teilnahme gefördert werden. Natürlich gehören die AK-Turniere des DGV dazu – aber darüber hinaus gibt es ganz wunderbare Turnierserien, in den sich die jungen SpielerInnen messen können. Und meine Erfahrung ist: wer z.B. einmal an einem Turnier der Nick-Faldo-Serie teilgenommen hat, der hat „Blut geleckt“.

 

Genau in diesem Augenblick werden sich die wirklichen Talente zeigen und nach meiner Erfahrung wird dann auch im Club die Arbeit mit und für die Jugend mit der entsprechenden Wertschätzung betrachtet.

 

Das können sich nur die „großen“ Clubs leisten?

 

Natürlich gibt es in Deutschland rund 20 Clubs, die im Spitzensport unterwegs sind. Und natürlich haben diese ein Budget für die Jugendförderung, wovon die restlichen Clubs nur träumen können. Aber genau das wird von den Mitgliedern getragen und gefördert. Und ja, in solchen Clubs gedeihen dann auch Spitzenspieler – Gal, Masson und seit neuestem Henseleit.

 

Ich denke aber, dass es nicht falsch sein kann, eine eigene „Talentsichtung“ auf die Beine zu stellen - der Aufwand hält sich in Grenzen. Ebenso wenig kann es falsch sein, eigene Jugendmentoren zu rekrutieren, welche die Kinder und Jugendlichen auf ihrem gesamten Weg begleiten. Und was ist falsch daran, eigene Spieler zu fördern die dann „nur“ auf regionaler oder nationaler Ebene mithalten können?

Und was spricht dagegen?

 

Meine Erfahrung sagt: leider offensichtlich Zuviel. Hier einige Beispiele:

Wenn der Club, kaum gewinnt ein Mädel die Clubmeisterschaft Jugend, genau diese in Jungs und Mädels aufteilt – dann hat er für mein Verständnis den falschen Ansatz in der Jugendarbeit. Warum muss das denn so sein?

 

Wer zum ersten Mal an einem AK-Turnier teilnimmt, der wähnt sich im „falschen Film“. Hier zählt leider eben of nicht der „spirit of game“ – sondern das Recht des (vermeintlich) Stärkeren. Leider musste ich erleben, dass viele Trainer dieses so „durchgehen lassen“ oder sogar fördern. Hier könnten Verantwortliche sehr viel mehr in eine positive Richtung steuern.

 

Wer von seinem Club auf die Frage „Wo kann das Kind den national / international spielen?“ zu hören bekommt, dass dies Sache der Eltern ist – der muss sich nicht wundern, wenn Mitglieder abwandern. Clubs, Trainer und Eltern sollten zugunsten des Talentes zusammenarbeiten!

 

„Wenn der/die mitspielt, dann haben wir ja gar keine Chance zu gewinnen!“ Hier ist Aufklärung im Sinne des „spirit of the game“ dringend erforderlich! Alle Mitglieder sollten sich über Talente im Club freuen, auch wenn damit das eigene „Scheitern“ verbunden ist, oder?!?

 

Mitglieder eines Clubs müssen Talentförderung wirklich wollen und bereit sind, dafür einen Teil des Budgets aufzuwenden. Halbherzige Förderung ist keine Option! Dabei muss klar sein: wenn die Jugend besser (und mehr) wird, dann steigen die Ansprüche - auch an das Budget. Und eines sollte in diesem Kontext unbedingt bedacht werden: aufgrund der Altersstruktur im Golf (und der Verschiebung derselben in den letzten 10 Jahre) ist Jugendarbeit und Talentförderung für nahezu jeden Golfclub besonders wichtig!

 

Freedrop: Ja, die Förderung von Talenten ist notwendig. Nein, der Club muss dafür keine Unsummen ausgeben. Aber: das funktioniert alles nur, wenn die Mitglieder aus ganzem Herzen dahinterstehen und sich Mentoren finden, welche die Jugendlichen über Jahre hinweg konsequent begleiten. Optimieren Sie Ihre Talentförderung und profitieren davon langfristig!

 

Ralf Dreckmann, Golfer, Golfvater, NRW,

Kontakt: ralf@dreckmannkoeln.de

 

BIO: Ralf Dreckmann, NRW – mit starkem Hang zu Mallorca; Jahrgang 1957, dem Golf seit langem verfallen, in den letzten 8 Jahren mit der Tochter national und international als Manager, Driver, Caddy und Blitzableiter unterwegs, seit langer Zeit kopfschüttelnd und verständnislos bei der Diskussion mit Verantwortlichen im Golf, wenn es um das Thema Jugendförderung geht.