Mein Golfweg
Wie ich zum Golfen kam und warum Golf für mich die schönste Übung für Achtsamkeit und Demut ist. Ich schildere hier meine Erfahrungen, die für einige Golfanlagen hinsichtlich der Neugolfergewinnung möglicherweise interessant sind.
Golf fand ich seit ich Denken kann schon immer interessant. Doch bevor ich echt darüber nachgedacht habe, damit anzufangen, habe ich irgendwo aufgeschnappt, dass man 10.000DM Aufnahmegebühr (wohnte damals in der Nähe von Hanau und der dortige Club ist wohl etwas elitärer) berappen muss und somit war dieses Thema erst einmal tief begraben. 2002 dann hat mich ein Freund mal mit auf eine Range genommen, von 50Bällen habe ich wahrscheinlich 5 Stück "getroffen", doch fand ich das super spannend. Dennoch musste es noch einmal etliche Jahre dauern und ich erst von Hessen an den Niederrhein ziehen. Dort habe ich dann über meine Tochter meinen Golfmentor Carsten Moritz kennengelernt und er nahm mir von Anfang an die Blockade "elitär" aus meinen gebremsten Hoffnungen. Es folgten 1-2 Runden begleitend mit ihm über den Golfplatz plus anschließend Bälle auf der Range spielen. Und tatsächlich hatte ich da bereits die Bälle besser getroffen als 2002 und ich war endgültig angefixt. Ein Platzreifekurs folgte 2015 und nun ist diese wunderbare Leidenschaft nicht mehr wegzudenken aus meinem Leben.
Was für mich das Besondere am Golfspiel ausmacht, sind keine Scores, Turnierplatzierungen, Wettspiele, Handicapverbesserungen, etc., sondern vor allem die Freude an der Bewegung in der Natur. Natur ist für mich etwas ganz Essentielles, um abzuschalten und richtig vom Alltag zu entkommen. Als Selbständiger ist ständiger Druck mein Begleiter und ich genieße es, mir ein paar Stunden frei zu nehmen und die Ruhe eines Golfplatzes zu genießen. Deshalb ist es für mich z.B. auch ganz wunderbar, diesen Sport ganz allein ausüben zu können, ohne dass ständig jemand etwas zu korrigieren, kritisieren oder sonst zu bereden hat. Es ist nicht so, dass ich das gar nicht mag oder resistent gegen Tipps wäre…ganz im Gegenteil nehme ich mir so etwas dann sehr zu Herzen. Es muss aber in meine Stimmung passen. Wenn ich einfach nur Golf genießen will, kann ich das abschließend sehr empfehlen, mal eine Runde ganz allein zu gehen. Frei von jeglichen Konventionen und „Prahlerei“ kann ich mich nur auf mich, den Ball und die Natur fokussieren. Es ist einer Meditation gleichzusetzen, wo ich mich nur auf meinen Atem konzentriere und alles um mich herum ausschalten kann. Deshalb für mich die schönste Übung für Achtsamkeit und eben auch Demut.
Die Demut kommt automatisch, z.B. wenn die Erwartungen mal wieder höher als das Ergebnis sind. Bei meinem ersten Turnier zum Erreichen eines Handicaps habe ich mich ziemlich sicher gefühlt, dies zu erreichen. Voller Selbstbewusstsein saß ich bei der Verkündung der Klassifizierungen nach dem Turnier da und wartete auf den Aufruf meines Namens. Dieser kam natürlich nicht und ich habe das Erreichen des gewünschten Handicaps (54) um einen (!) Punkt verpasst. Tatsächlich hat mich dies zu Anfang ziemlich entmutigt und enttäuscht. Da wo hohe Erwartungen sind, kann man am meisten enttäuscht werden. Wichtige Lektion in Demut für mich! Von da an bin ich immer weniger verbissen an Turniere rangegangen und bei meinem letzten Turnier durfte ich sogar einen 2. Platz erreichen…wie gesagt, ohne dass ich mir selbst solch ein Ziel gesetzt hätte. Die Bestätigung tat dann natürlich trotzdem gut 😉
Zu meinem Golfweg gehört auch, dass ich mich bisher keinem Golfclub fest angeschlossen habe. Anfangs natürlich auch wegen finanzieller Hürden, mittlerweile habe ich aber auch noch andere Vorteile für mich klar erkannt. Ich kann mir viele verschiedene Golfclubs ansehen, verschiedene Plätze spielen und so meinen (Golf)Horizont erweitern. Wäre ich in einem festen Golfclub, würde ich wohl zu 95% nur auf dem Platz dieses Clubs spielen und nicht noch zusätzlich Ausgaben durch Greenfees bei anderen Golfplätzen erzeugen wollen. Das macht mich insgesamt freier und ich spiele einfach dann Golf, wann ich Lust/Zeit/Budget dafür habe…plus Variation bei der Auswahl der Golfplätze, von denen es in meinem Umland (NRW/Niederrhein) einige zu entdecken gibt!
Kleine Anekdote noch: ich spielte vor ca. 2 Jahren bei einem Turnier meines nahe gelegenen Golfclubs, bei dem ich auch die Platzreife machte, mit einem Golffreund gemeinsam im Flight. Mein Spiel war ganz OK, seines noch sehr holperig, da blutiger Anfänger. Dennoch machte er ein paar gute Schläge. Diese erwähnte ich als Aufmunterung später am Tisch, als wir beisammen saßen und auf die Turnierergebnisse warteten. Am Tisch saß auch unser „Tiger“ dabei, der die Ergebnisse während des Turniers beaufsichtigte und kommentierte nur: „also deine Schläge (er meinte mich damit) waren echt ganz gut, aber seine (die von meinem Golffreund) waren gar nix“!
Ich traute meinen Ohren nicht. Und jetzt kommt noch das Beste; es handelte sich bei dem „Tiger“ um den Präsidenten des Clubs. Soviel zu sympathischer Eigenwerbung…dieser Mann hatte leider null Empathie und war auch sonst recht eingebildet, was mich zu dem Schluss verhalf, mich diesem Club vorerst auf keinen Fall anzuschließen. Zumindest so lange dieser Mann noch deren „Gesicht“ ist.
Ein Tipp an die Nichtgolfer zuletzt: Golf hat weniger Barrieren, als man denkt. Ich habe es selbst erfahren. Einfach bei Interesse mal zum nächsten Golfplatz und/oder Golfrange fahren z.B. wenn ein Tag der offenen Tür ansteht. Hier kann man reinschnuppern ohne dass man direkt zu irgendetwas gedrängt wird. Die meisten Golfer sind eben nicht so, wie der erwähnte Präsident, sondern zu 90% sehr freundlich, hilfsbereit und offen. Habt Spaß an diesem Hobby!
Freedrop: Es wäre schön, wenn Anlagen den Nichtgolfern noch mehr vermitteln würden, dass Golf ein ganz wunderbares Hobby ist. Ja, es benötigt Zeit…Zeit es zu erlernen, Zeit es zu spielen…aber es ist wertvolle Zeit, wie man jedem nur ans Herz legen kann. Jeder kann nach seiner Fasson spielen und es macht den Kopf frei, was für mich persönlich der wichtigste Aspekt ist.
Ingo Habegger, Golfrookie, Kontakt: ingo.habegger@gmail.com