Ein großes Fragezeichen im Golfsport


Wissen wir eigentlich, warum so viele Golf Anfänger nach so kurzer wieder mit dem Golf aufhören????

 

Für mich stellt sich die große, bisher nur teilweise beantwortete Frage, warum wir dieses enorme Problem nicht lösen können oder spitz gesagt, nicht lösen wollen. Am Ende oder, besser gesagt, am Anfang des neuen Golfjahres, fragt man sich immer wieder, warum das wohl so ist. Die Verantwortlichen beugen sich über die Mitgliederzahlen und dann ist die Verwunderung groß, wieviele sich binnen 2 Jahren wieder aus unserem Sport „verabschieden“. Mir kommt vor, man sucht nicht nach den Gründen oder Lösungen, diesem Phänomen entgegenzutreten.

 

Erster Ansatz: „es ist bei anderen Club auch so und wir müssen es wohl hinnehmen“. Wenn das die einzige Antwort zum Problem ist, so brauchen wir uns nicht wundern, wenn unsere Zahlen an Neueinsteigern nicht steigen. Genau an dieser Stelle müssen wir mit aller Kraft versuchen, diese Neueinsteiger in irgendeiner Weise zu halten. Wir müssen uns schon fragen, warum es so ist. Wir müssen nach den Gründen suchen. Aber wer nimmt sich dieser zeitaufwendigen Aufgabe an? Man konzentriert sich auf das Neue Jahr und versucht planlos neue Interessenten für unseren Golfsport zu gewinnen. Dass wir aber einen Teil der Abgänger behalten könnten, ist bereits in den Hintergrund getreten.

 

Was könnten und müssten wir also anders machen?

 

Wir müssen mit jedem, der die Absicht ankündigt wieder auszusteigen ein persönliches Gespräch suchen. Wir sollten schon die verschiedenen Gründe kennen, um eventuell auch reagieren zu können.

 

Was sind die häufigsten Gründe eines Aufhörens?

 

- Der große Faktor, die Zeit.

- Die Kosten insgesamt

- Der eventuelle Jobwechsel, damit auch verbunden

- Der Wohnortwechsel

- Das Umfeld im Club, das nicht sonderlich passt.-

- Manche Spieler im Club, welche den Anfängern nicht wohlgesonnen sind.

- Zudem wird Anfängern das Spielen auf dem Platz erschwert.

- Oder er hört nur im jetzigen Club auf und wechselt zum direkten Nachbarclub.

 

Punkt 1: Dass der Faktor Zeit ein großer Hemmschuh für den Golfsport ist wissen wir und es wird uns in Zukunft noch sehr verfolgen. Trotzdem müssen wir versuchen, mit den Anfängern eine Lösung zu finden. Diese Lösung findet man nur, wenn man mit dem Betroffenen in direkten Kontakt tritt. Vielleicht haben sie wirklich sehr wenig Zeit eine Mitgliedschaft im vollem Umfang zu nutzen und dort braucht es Lösungsmöglichkeiten.

 

Punkt 2 Kosten: Gerade die Altersgruppen 30-50, welche im vollen Berufsleben steckt, Familie häufig dazukommt, für die kann es ein Kostenfaktor sein. Wir können nicht einfach argumentieren, dass Golf nicht viel kostet. Natürlich nicht viel mehr als andere Sportarten, aber in Verbindung mit der eventuellen Zeit, welche diese Zielgruppen haben, doch. Gerade für Neueinsteiger braucht es flexible Mitgliedschaften oder Spielrechte. Wir wissen, dass gerade das erste Jahr für den Anfänger und der Übergang in das zweite, das ausschlaggebende ist, ob er weiterhin Golf spielt. Dort haben wir so viel selbst in der Hand, um Abgänge zu vermeiden und Netto-Mitgliederzuwächse im Positiven zu halten. Es nützt uns nichts, wenn wir Neueinsteiger anwerben, begeistern und dann aus irgendeinem Grund wieder so einfach verlieren. Oft genug, weil wir nicht gut genug daran gearbeitet haben.

 

Ein anderes Problem könnte auch sein, dass jemand seinen Wohnort wechselt und nicht weiß wie es dort weitergehen könnte mit dem Sport, den man begonnen hat. Eine Lösung könnte sein, wenn Clubverantwortliche im bisherigen Club unterstützen und diesen Kunden behilflich sein einen neuen Club zu finden. Ein potenzieller Kunde wird mit einem anderen Gefühl diesen Club verlassen, wenn ich im beistehe und helfe. Dieses Mitglied habe ich sicher nicht verloren, egal ob er zurückkommt oder als Greenfee Gast kommt. Auch hier wiederum: reden.

 

Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen, wir sind sehr oft nicht imstande das Elitäre des Golfsports abzulegen. Wir langjährigen Spieler merken dies gar nicht und wollen es oft nicht wahrhaben, dass es so ist. Doch viele Menschen, die mit Golf noch nicht richtig in Verbindung gekommen sind, sehen und merken, dass hier mancherorts die Uhren anders ticken. Was leider unseren geliebten Sport in ein schlechtes Licht rücken lässt. Dies ist ein Faktor, der oftmals dazu führt, dass sehr viele Anfänger nach einem Jahr aufhören. Wie sollten wir auf solche Probleme überhaupt kommen, wenn wir mit Abgängern gar nicht reden?

 

„Anfänger? Ohjee, das wird lustig“. Viele Spieler in den Clubs machen Anfängern das Leben schwer. Man will jeden zurechtweisen, zeigen, dass er noch nicht zum erlesenen Feld der „wirklichen“ Spieler gehört. „Sind Sie neu hier, wissen Sie was ihnen bei diesem Sport überhaupt bevorsteht?“ Dann kommt die erste Berührung auf dem Platz ohne den Golflehrer mit Mitgliedern. „Ach, Sie sind noch Anfänger?“. Man weist Anfänger von rechts nach links, weist sie immer zurecht und erklärt ihnen, was sie alles falsch machen. Vielleicht sagt man ihnen noch im rauen Ton, dass sie besser auf die Range gehen sollten. Und so geht es sehr oft weiter. Wie soll sich dann jemand hier wohlfühlen? Der Grund für Viele, dass sie hinschmeißen. Aber wie soll ich hier als Verantwortlicher im Club draufkommen, wenn ich mit den Leuten nicht in Kontakt trete. Es gibt für alles Lösungen - nur wissen muss ich es, was „da draußen“ passiert.

 

Wenn wir als Clubverantwortliche dies alles nicht wahrhaben wollen und die Gründe mit den Abgängern besprechen, werden wir niemals reagieren können. Es muss für alles eine Lösung geben und gefunden werden. Wir müssen Statistiken erstellen über die Gründe. Aber wer macht das alles? Sicherlich einige wenige. Es kommen wieder Neugolfer, die beginnen. Dass es aber manchmal einfacher ist, einen Unsicheren zu überzeugen, als neue Interessenten zu suchen, muss uns klar sein.

 

Zudem gehört die Mitgliederbetreuung oder derer die es werden wollen ganz oben in der Agenda in jeden Club. Da aber sehr viele Clubs einfach nicht das notwendige Personal haben, sondern nur auf Sparflamme alles bearbeiten, brauchen wir uns nicht wundern, wenn die Mitgliederzahlen einfach nicht erhöht werden.

 

(PS: in diesem Text wurde die männliche Form der einfacheren Lesbarkeit halber verwendet. Es sind natürlich immer alle (W/M/D) gemeint.)

 

Freedrop: Sprechen Sie persönlich viel mit Ihren Mitgliedern und möglichst allen Aussteigern. Sie werden es nicht bereuen!

 

Paul Fischnaller, Golfanlagenmanager, Südtirol, Italien,

Email: golf.paul@yahoo.it

 

 

 

Bio: Golf kranker Südtiroler Clubmanager 68 Jahre jung und seit 1986 diesem Sport verfallen. Mit diesem Jahr im Ruhestand aber werde als Berater weiter arbeiten. Zudem möchte ich die gewonnene Erfahrung und meine Ideen, allen Interessierten weitergeben. Mir liegt die Zukunft des Golfsports sehr am Herzen, aber nehme kein Blatt vor den Mund wenn es kritisch wird. Alles Schönreden kann ich leider nicht. Stehe immer für alle Fragen bereit.