Vom Werben und Sterben


by Freepics
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Beobachtungen aus der Sicht eines Golfers mit beruflichem Hintergrund eines Selbstständigen.

 

Als Golfer mit beruflichem Hintergrund eines Selbstständigen bin ich nicht nur viel auf meinem Heimatplatz unterwegs, sondern auch sehr viel auf Golfplätzen in der Region. Ich interessiere mich sehr für Angebote der Golfanlagen in der Umgebung und hatte auch schon beruflich sehr oft mit Golfanlagen zu tun. Natürlich verfolge ich auch die derzeitige Situation von Golfplätzen ganz genau, gerade weil ich mich als Selbstständiger besonders für die wirtschaftlichen Aspekte rund um den Golfsport interessiere. Vielleicht vergleiche ich deshalb sehr oft Golfanlagen mit der Privatwirtschaft.

Wenn ich mir den Erfolg von Unternehmen und deren Marken ansehe, muss ich immer an den New Yorker Times Square oder die TV-Werbung denken. Warum? Weil das Unternehmen die Werbebotschaft kontinuierlich über Anzeigenträger und das TV (natürlich auch andere Kanäle) durch Werbung und geschicktes Marketing „auf den Tisch“ des Konsumenten / Verbrauchers / der Zielgruppe legt. Werbung kommt zum Kunden und erreicht den Kunden auf Dauer. Slogans, Schriftzüge, Bilder, Gesichter, Botschaften usw. erzeugen in den Köpfen der Zielgruppen ein Verlangen nach dem Produkt.

Aus meiner Selbstständigkeit heraus habe ich mit sicher mehr als 500 Golfanlagen telefonischen Kontakt aufgenommen, um Werbemöglichkeiten ohne großen finanziellen Aufwand zu besprechen und anzubieten. Die Rückmeldungen und Ergebnisse waren für mich als Anbieter und Golffreund leider eindeutig zu verstehen. Der zusammengefasste Tenor lautete in Etwa so: „Nein, Werbung brauchen wir nicht, unser Club läuft! Sowas haben wir noch nie gemacht und werden wir auch in Zukunft nicht machen! Sowas haben wir nicht nötig, das können die Clubs machen denen es schlecht geht! Noch mehr Mitglieder brauchen wir nicht, sonst meckern unsere bisherigen langjährigen Mitglieder, dass die Plätze zu voll sind.“ Leider ist das die von mir wahrgenommene Realität.

 

Ich stelle mir dann immer vor, wie ich vielleicht denken und handeln würde. Als Verantwortlicher auf Golfanlagen wäre es meine ureigene Aufgabe, nicht nur den aktuellen Zustand sondern auch die Entwicklung im Auge zu behalten. Wenn ich mich nicht täusche, läuft die Entwicklung in die Richtung, dass immer mehr Vollzahler aus Altersgründen wegfallen und der vorhandene Nachwuchs monetär noch nicht in der Lage ist, die dann zur Unterhaltung einer Anlage notwendigen Mittel zu stemmen. Dies bedeutet dann für mich, dass nicht nur aktuell zahlende Mitglieder (die es ja auch zu halten gilt) wichtig sind, sondern auch Neugolfer und Gäste, die mir Einnahmen verschaffen und aufgrund meines Angebotes vielleicht auch einmal Mitglied und Vollzahler werden. Zur Ergänzung füge ich hinzu, dass ich zu den zahlenden Mitgliedern auch den Nachwuchs (Jugend, Studenten etc) als Unterbau betrachte und mir auch dort die Bindung zur Anlage sehr wichtig erscheint.

 

Mit diesem Hintergrund erscheint es mir in der heutigen Situation  notwendig, über gezieltes Marketing und Werbung Neugolfer und Greenfeegäste anzulocken. Auch an Mitglieder gerichtete Werbung für Events, Turniere usw.  halte ich für überaus wichtig, denn sie sind der tragende Teil „meiner“ Golfanlage, um den ich in einer Konkurrenzsituation kämpfen muss.

Als Golfer habe ich auf einer nahe gelegenen Anlage einmal zufällig einen „Tag der offenen Tür“ beobachten können. Ich schaute mir diese Veranstaltung aus Interesse genauer an, weil ich vorher keine Werbung für diesen Tag vernommen hatte. Lediglich die Schilder auf der Anlage und ein kleine Werbung auf der Clubhomepage waren zu erkennen. Mein erster Gedanke war, dass die Werbung auf der Homepage nur zu einem Bruchteil von Nichtgolfern gelesen wird. Und so war die Verteilung auf der Anlage auch klar erkennbar. Wenige Interessenten und anteilig mehr Mitglieder, die sich in Grüppchenbildung um den Würstchen- und Kaffeestand tummelten. Ob dies die beabsichtigte Werbebotschaft bei der eigentlichen Zielgruppe ankommen ließ, glaube ich nicht. Mich würde interessieren, ob sich der Aufwand für die Anlage bei 17 gezählten Besuchern rentierte.

 

Da ich vorab keine Werbung registriert hatte, fiel mir auf einem Plakat auf der Anlage noch der Anlagensponsor „Sparkasse“ auf. In der Filiale hatte ich die Tage zuvor noch in den Aushang die Werbung für andere Veranstaltungen registriert. Wie viele Leute hätten mit einem Aushang dort zusätzlich erreicht werden können? Es wäre doch schön, allgemein Werbung für Golfanlagen und die Vorzüge des Golfsports nicht nur bei den Partnern der Golfanlage, sondern auch über Ihre Mitglieder zu verbreiten. Plakate in Schaufenstern, Flyer im Wartezimmer bei Arzt, Rechtsanwalt oder Steuerberater etc. und weitere gezielte Werbemöglichketen könnten genutzt werden, um die Werbung an die Zielgruppen zu bringen. Auch das immer wichtiger werdende Social-Media-Marketing in regionalen Gruppen kann hier verstärkt eingesetzt werden. Hier sehe ich noch einige oft ungenutzte Möglichkeiten, um auf den Golfsport und die Golfanlage aufmerksam zu machen.   

Freedrop: Das Sprichwort „Wer nicht wirbt, der stirbt“ scheint gerade in der heutigen Zeit für Golfanlagen relevant zu sein. Mit schlüssigen und zielgerichteten Konzepten kann ein gewünschter Werbeerfolg sicher jede Golfanlage erreichen. 

 

 

Max Mustermann (55), Golfer und Selbstständiger aus NRW